Schlagzeugnotation 3 - Gus Arrangements

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In dieser Rubrik veröffentliche ich viele Tipps zu verschiedenen Bereichen!
Es gibt was zu lesen...


zu Teil 2


Tipps rund um die Schlagzeugnotation (3/4)

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Sie können diesen Leitfaden zur Schlagzeugnotation herunterladen, ausdrucken und als Vorlage sowie Inspiration verwenden. (Hier klicken)

Der erste Teil (1/4) behandelt die Notation des Standard-Schlagzeugs. Sie können ihn zum Lernen verwenden oder beim Schreiben von Schlagzeugparts als Orientierungshilfe nutzen. Hierbei können Sie davon ausgehen, dass ein Schlagzeuger diese Notation kennt und interpretieren kann, da sie mittlerweile recht verbreitet ist.
Der zweite Teil (2/4) beinhaltet Informationen zur Interpretation von Notenlängen, zur Notation von Wirbeln und weitere nützliche Arten der Notation, die besonders beim Proben und Spielen in einer Band hilfreich sind.
Der dritte Teil (3/4) enthält spezifischere Schreibweisen, die in allen Arten von Bands verwendet werden können, besonders jedoch in Ensembles und Big Bands.
Der vierte Teil (4/4) zeigt vier Arten der Schlagzeugnotation auf und erläutert deren Vor- und Nachteile.


Pickup, Pickup-Fill:
Wenn das Schlagzeug nach einer längeren Pause (Break) den Groove wieder aufnehmen soll, ist es eine gute Idee, nicht direkt in den Groove einzusteigen (was natürlich auch funktioniert), sondern mit einem einleitenden Fill zu beginnen. Dies nennt man dann "Pickup" oder "Pickup-Fill". Ein Pickup-Fill ist besonders hilfreich, wenn der neue Teil des Stückes in einem anderen Stil gespielt wird. Es kann also einen neuen Stil einleiten und den Wiedereinstieg in den Groove flüssiger und klarer gestalten. In der Drum-Notation sieht das dann so aus:


In Takt 1 spielt der Schlagzeuger einen Funk-Groove, gefolgt von zwei ausgeschriebenen Kicks in Takt 2 (auf Schlag 1 und Schlag 2) und einem Choke auf Schlag 2+. In Takt 3 soll der Schlagzeuger nach dem Break einen neuen Groove (Shuffle) mit einem Pickup-Fill einleiten. Da ein Shuffle-Groove ternär ist, wird der Schlagzeuger den Pickup-Fill möglicherweise triolisch spielen, um den Shuffle fließend einzuleiten. Sie können von einem Schlagzeuger erwarten, dass er intuitiv einen passenden und gut klingenden Pickup-Fill spielt. Natürlich ist ein solcher Pickup-Fill auch am Anfang eines Stückes möglich. In diesem Fall würde ich es dann jedoch als Intro-Fill bezeichnen. Dies könnte dann folgendermaßen aussehen:




Tacet:
Tacet bedeutet, dass ein Instrument oder eine Stimme für einen bestimmten Abschnitt eines Stückes pausiert oder nicht spielt. Es wird oft verwendet, um anzuzeigen, dass eine Passage für ein bestimmtes Instrument oder eine bestimmte Stimme stumm bleibt, während andere Instrumente oder Stimmen spielen. In der Notation erscheint "Tacet" oft über der entsprechenden Instrumenten- oder Stimmenzeile. "Tacet" bedeutet so viel wie "es schweigt" oder "es bleibt stumm".
Tacet wird oft verwendet, um anzuzeigen, dass eine bestimmte Stimme oder ein Instrument für einen Abschnitt nicht spielt, obwohl Noten in diesem Abschnitt vorhanden sind. Dies ist im folgenden Beispiel ersichtlich:


Diese vier Takte werden wiederholt, wobei das Schlagzeug beim ersten Durchlauf pausieren soll. "Tacet 1st X" ist in einem solchen Fall eine klare und effektive Möglichkeit, dies zu kennzeichnen.



Play X Bars:
Gerade in Formteilen, bei denen der Schlagzeuger einen improvisierenden Solisten begleiten muss, findet man folgende oder ähnliche Darstellungen:
"Play 16x" in Beispiel 1 bedeutet hier, dass der Schlagzeuger für 16 Takte den Groove (je nach Angabe) beibehalten und spielen muss. Wird keine Angabe zum Groove gemacht (wie in diesen Beispielen), soll der Groove gespielt werden, den man in den Takten zuvor gespielt hat. Eine solche Darstellung und Angabe kann man für Grooves, aber auch für das Solieren nutzen. So könnte man anstelle von "Play 16x" für einen begleitenden Groove natürlich auch "Solo 16 Bars" oder Ähnliches schreiben. Wichtig ist auch hier, wie immer, die Klarheit, damit der Musiker genau weiß, was er machen soll.

Beispiel 2 zeigt eine andere Darstellung des Gleichen, die man auch oft antrifft. Dies hängt manchmal auch ein bisschen von der verwendeten Notationssoftware ab.

   


Gerade bei längeren begleitenden Abschnitten, wie z.B. bei 16 Takten, ist es ratsam zu überlegen, ob man die Anzahl der Takte in irgendeiner Form aufteilen möchte. Beispiel 3 zeigt eine Aufteilung von 4x4 Takten. Hierbei wird in jedem vierten Takt vom Schlagzeug ab Schlag 2 ein leichter Fill gespielt, wodurch die Form deutlicher hervorgehoben wird. Dies kann gerade in langen und harmonisch statischen Passagen zur formalen Klarheit beitragen. "Light Fill" deutet darauf hin, dass der Fill nicht zu sehr im Vordergrund stehen darf und die Band und den Solisten unterstützen soll, aber nicht stören darf. Hier ist also einiges möglich, um die Begleitung interessanter zu gestalten und das musikalische Gesamtbild zu bereichern.





till cue, on cue:
In improvisierten Teilen möchte man dem Solisten möglichst viel Freiheit gewähren, um einen Spannungsbogen zu erzeugen. Da dies meistens aus dem Moment heraus entsteht, sind improvisierte Teile formal gesehen oft unterschiedlich lang. Um das Solo gut beenden zu können und in den nächsten Formteil überzugehen, bedient man sich der Begriffe "till cue" und "on cue".

till cue: (Bedeutung: bis zum Zeichen, bis zum Signal)
Diese Anweisung bedeutet, dass die Musiker den Abschnitt oder Formteil so lange wiederholen sollen, bis jemand ein Zeichen oder ein Signal gibt. Dieses Zeichen kann vom solierenden Musiker, aber auch vom Dirigenten, dem Bandleader oder anderen Musikern sowie auch von einer visuellen oder akustischen Markierung (z.B. bei Theatermusik) kommen. Es sollte also von Beginn an definiert werden, wer dieses Zeichen geben wird. Es weist die Musiker an, zur richtigen Zeit in den nächsten Formteil des Stückes überzugehen. Die Anzahl der Wiederholungen bis zum Zeichen hin ist also unbestimmt.


In diesem Beispiel muss der Schlagzeuger die viertaktige Form mit einem Rock-Groove so lange spielen und wiederholen, bis der entsprechende Musiker oder er selbst das Zeichen gibt. Natürlich muss das Zeichen an der richtigen Stelle, also vor allem früh genug, gegeben werden, damit fließend in den nächsten Teil gewechselt werden kann. Bei dieser viertaktigen Form sollte das spätestens im zweiten Takt geschehen.

on cue: (Bedeutung: auf Zeichen, auf Signal)
Das folgende Beispiel zeigt nun den nächsten Teil an, bei dem es weitergeht. Er ist gekennzeichnet mit der Angabe "on cue".




Section Kicks:
"Section Kicks" sind Betonungen und Akzente, die der Schlagzeuger mitspielen muss, wobei der Groove aber nicht unterbrochen werden darf. Section Kicks sind Akzente, die nur von einem Teil der Band oder des Ensembles gespielt werden und deshalb nicht zu stark interpretiert werden sollten. Vielmehr werden Section Kicks in den Groove implementiert, wobei der Groove entsprechend abgeändert werden kann, um die Akzente hervorzuheben. Da grundsätzlich der Groove weiterlaufen soll und nicht unterbrochen wird, werden Section Kicks über der obersten Notenlinie als sogenannte Stichnoten geschrieben. Stichnoten sind kleiner als gewöhnliche Noten. Das sieht dann folgendermassen aus:



In Takt 1 haben wir einen einfachen Pop-Groove. In Takt 2 soll der Pop-Groove weitergespielt werden, jedoch mit Akzenten auf Schlag 2+, 3+ und 4. Sie können davon ausgehen, dass ein Schlagzeuger das interpretieren kann, und es ist oft besser und einfacher, dies auch dem Schlagzeuger zu überlassen, als selbst etwas auszudenken (natürlich kann man das machen, wenn man eine bestimmte Vorstellung und Idee hat, wie es gespielt werden soll). Jedoch klingt es meistens am besten, wenn der Schlagzeuger das spontan aus dem Spielfluss heraus interpretiert.

Wie bereits erwähnt, sollen diese Section Kicks in den Groove interpretiert werden, sodass der Groove weiterläuft und nicht unterbrochen wird. In Takt 2 könnte der Schlagzeuger Folgendes spielen:



Der erste Kick folgt auf Schlag 2+. Die Bass-Drum auf Schlag 3 des ursprünglichen Grooves wird auf Schlag 2+ verschoben, und auf Schlag 3 wird keine Bass-Drum mehr gespielt. Dies lässt der Betonung auf Schlag 2+ mehr Raum und Platz. Zusätzlich wird auf Schlag 2+ noch eine offene Hi-Hat gespielt, was den Akzent noch mehr hervorhebt. Auf Schlag 3+ kann eine zusätzliche Snare platziert werden, die dann mit der Snare auf Schlag 4 zusammen die beiden weiteren Akzente wunderbar hervorhebt. Somit läuft der Groove fließend weiter, hebt aber die akzentuierten Stellen gut und musikalisch hervor.

Für Schlagzeuger ist dies eine spaßige und kreative Aufgabe, solche Akzente umzusetzen. Man kann sie auch mit den Toms, Splash-Becken, Kuppen der Becken und vielen weiteren Ideen umsetzen.



Ensemble Kicks:
"Ensemble Kicks" sind Kicks, die die ganze Band unisono spielt. Ensemble Kicks werden im Notensystem als "Rhythmusnotation" geschrieben. Ensemble Kicks unterbrechen den Groove, und die Kicks werden am Schlagzeug orchestriert. Das bedeutet, dass die Kicks nicht nur z. B. auf der Snare gespielt werden, sondern am ganzen Schlagzeug. Natürlich würde es bereits funktionieren, wenn man diese Kicks nur auf der Snare spielen würde, und manchmal ist das auch sehr passend. Jedoch ist es oft wirkungsvoller, sie geschmackvoll am ganzen Schlagzeug umzusetzen. Überlassen Sie dies daher dem Schlagzeuger; er wird es interessant und musikalisch umsetzen. Hier ein Beispiel, wie diese Ensemble Kicks geschrieben werden können:



In Takt 1 wird wieder ein einfacher Pop-Groove gespielt. Takt 2 zeigt die Notation der Ensemble Kicks (Rhythmusnotation). Diese Art von Akzenten ist prägnanter, da sie von der ganzen Band gespielt werden und der Groove dabei unterbrochen wird. Im Folgenden eine Beschreibung, wie diese Ensemble Kicks umgesetzt werden können.




Da Ensemble Kicks im Gegensatz zu den Section Kicks prägnanter sind, werden vor den Ensemble Kicks vom Schlagzeuger zusätzlich noch sogenannte "Set-ups" gespielt. Diese Set-ups bereiten die Ensemble Kicks sozusagen vor und leiten sie musikalisch ein. Das sind oft sehr kurze, aber wirkungsvolle "Fills". Diese Set-ups müssen Sie nicht schreiben; ein Schlagzeuger, der im Chart-Reading geübt ist, spielt sie von sich aus dazu. Im obigen Beispiel in Takt 1 ist dieser Set-up an den zwei Sechzehnteln auf Schlag 4+ und 4+e zu erkennen. Sie heben die Achtelpause gut hervor und geben dem ersten Akzent auf Schlag 1+ im zweiten Takt den entsprechenden Raum. Hier noch eine kurze Beschreibung ab Takt 2, wie ein Schlagzeuger diese Ensemble Kicks umsetzen könnte.

Schlag 1+ wird mit einer Bass-Drum und einer offenen Hi-Hat gespielt, gefolgt von einer Snare und einem Crash auf Schlag 2. Die Hi-Hat schließt ebenfalls auf Schlag 2. Die Snare ist auf Schlag 2 sowieso gut platziert, das Crash füllt die Viertelnote perfekt aus. Die vier Sechzehntelnoten ab Schlag 3 sollten kurze Klänge sein, so sind sie besser wahrnehmbar, und der Flam auf Schlag 4 schließt diese kurze Phrase gut und akzentuiert ab.

Wie erwähnt, orchestriert ein erfahrener Schlagzeuger solche Stellen problemlos von sich aus, und es ist zu bedenken, dass solche Section und Ensemble Kicks auch immer auf den Kontext abgestimmt werden. Jeder Schlagzeuger interpretiert sie auf seine Weise.

Section und Ensemble Kicks im Kontext:
Hier folgen 8 Takte, die aufzeigen, wie die besprochenen Section und Ensemble Kicks im Kontext aussehen können. Sie können dies wie folgt schreiben:



Eine kurze Beschreibung:
In Takt 1 ist der grundlegende Groove des Stückes notiert, mit einem Crash auf Schlag 1. In Takt 2 folgt der gleiche Groove, nun aber ohne Crash auf Schlag 1. Bedenken Sie, dass das Schlagzeug, je nach Stil und Stück, oft für viele Takte den gleichen Groove wiederholt. Schreiben Sie daher nicht ständig in jedem weiteren Takt den gleichen Groove auf, sondern verwenden Sie dann Faulenzer (für exakte Wiederholungen) oder Slashes (für eine etwas offenere Interpretation). Notieren Sie den Groove also nur dann wieder vollständig, wenn eine Änderung vorkommt. Das ist angenehmer zu lesen und platzsparender, d.h. Sie benötigen für die Chart weniger Seiten. Längere Formen können also z.B. mit Slashes weitergeführt werden.

Takt 4 enthält nun die besprochenen Section Kicks, in Takt 5 und 6 wird der grundlegende Groove dann wieder weitergeführt. Takt 7 führt den Groove mit Slashes weiter, und Takt 8 beendet diese achttaktige Phrase mit Ensemble Kicks. Zum Vergleich hier noch die ganze Phrase ausgeschrieben. Wie gesagt, empfehle ich jedoch nicht, bei wiederholenden Grooves und Rhythmen alles auszuschreiben.



Wie in früheren Beispielen bereits gezeigt, ist es auch möglich und üblich, bereits ab dem ersten Takt nur Slashes zu schreiben und den ersten Takt anstatt mit Noten, verbal z.B. mit der Angabe "Pop Groove" zu versehen. Besonders in einem offeneren improvisierten Kontext ist dies eine gute Möglichkeit. Hier noch dieses Beispiel:





Ternäre Interpretation:
Bei der Schreibweise und Interpretation von ternärer Musik gibt es ein paar Punkte, die zu beachten sind. Hier ist einerseits ein gewöhnlicher Pop-Groove notiert, der binär geschrieben und gespielt wird (Bsp. 1). Das zweite Beispiel stellt einen Shuffle-Groove dar, der ternär notiert und gespielt wird. Die Halsstummel zeigen auf die Achtelpausen und dienen quasi als Platzhalter für die fehlenden mittleren Triolenachtel (Bsp. 2).

  

Ternäre Musik verwendet grundsätzlich oft den ersten und dritten Triolenachtel, während der mittlere Triolenachtel seltener vorkommt. An der Schreibweise, wie dieser Shuffle-Groove notiert ist, gibt es an sich nichts auszusetzen, und natürlich kann man es auf diese Art schreiben. Es gibt aber eine einfachere Möglichkeit, diesen Shuffle-Groove zu notieren. Schreiben Sie ihn einfach binär, also genau so, wie der Pop-Groove in Bsp. 1 notiert ist. Da bei einem Shuffle-Groove (Bsp. 2) der mittlere Triolenachtel grundsätzlich nicht vorkommt, können jeweils alle + des binären Grooves (Bsp. 1) bei der ternären Interpretation als dritten Triolenachtel betrachtet werden. Die folgende Darstellung (Bsp. 3) verdeutlicht dies.



Man könnte sich beim Pop-Groove (binäre Schreibweise) den mittleren Triolenachtel also imaginär als Achtelpause vorstellen, um ihn ternär zu spielen. In Beispiel 4 ist die imaginäre Achtelpause angedeutet. Somit kann jeder binär geschriebene Notentext ternär interpretiert werden. Diese Interpretationsweise ist sehr effizient, da sie im Notentext das Schreiben und Lesen vieler Pausen eliminiert. Schlagzeuger sind es gewohnt, binären Notentext ternär zu interpretieren. Verwenden Sie diese Schreibweise immer, wenn möglich.



Was nun aber noch beachtet werden muss, ist die Kennzeichnung, ob der Notentext ternär oder binär interpretiert werden soll. Grundsätzlich können Sie von Folgendem ausgehen:

1. Steht bei einem binären Notentext keine weitere Angabe, wird er binär interpretiert.
2. Soll ein binärer Notentext ternär interpretiert werden, so gibt es mehrere Möglichkeiten, dies anzuzeigen. Verbal können mehrere Begriffe verwendet werden, wie z.B. ternär, Swing, Shuffle, Triplet Feel u.ä.
3. Es gibt auch grafische Symbole, die anzeigen, dass ein binärer Notentext ternär interpretiert werden soll. Die folgenden Beispiele zeigen ein paar gängige Symbole, bzw. verbale Angaben:

      

      



Sie können hier diesen Leitfaden herunterladen und ausdrucken:


Downloaden Sie hier einen detaillierteren Drum-Key zum Ausdrucken:



Tipps rund um die Schlagzeugnotation 4/4 folgt in Kürze...

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